
Kündigungsschutz für leitende Angestellte Abfindungspoker: Wie erzielen Sie das bestmögliche Ergebnis?
Können Sie unter allen Umständen davon ausgehen, dass die mit Ihrem Arbeitgeber ausgehandelten Konditionen (Höhe der Abfindung und sonstige Beendigungsmodalitäten) optimal sind und Ihren Interessen am besten gerecht werden?
Um in den Verhandlungen mit dem Arbeitgeber ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen, muss der leitende Angestellte
- Kenntnis von den Faktoren haben, die für das Verhandlungsergebnis maßgebend sind,
- wissen, welche Argumente am besten geeignet sind, sich gegenüber dem Arbeitgeber durchzusetzen.
Das Wissen darum, wie ein Kündigungsschutzprozess, wenn er geführt würde, mutmaßlich enden würde, ist einer der Faktoren, und zwar ein Faktor von relativ hohem Gewicht. Andere Faktoren spielen aber ebenfalls eine Rolle. Es kommt darauf an, diese zu ermitteln, ihre Bedeutung zutreffend einzuschätzen und dieses Wissen bei den Verhandlungen optimal einzusetzen. Aus diesem Grund sind Sie gut beraten, sich bei den Verhandlungen von einem Spezialisten vertreten - oder zumindest beraten - zu lassen, der über die erforderliche Erfahrung verfügt.
Einige der wichtigsten Umstände, die Ihre Position positiv beeinflussen und die Sie daher Gewinn bringend zu Ihren Gunsten einsetzen können, möchte ich Ihnen nennen:
- Bisweilen sind für eine Trennung wirklich nur betriebsbedingte
Gründe maßgebend. Die Position der Führungskraft entfällt,
ohne dass Gründe in ihrer Person dabei eine Rolle spielen. Werden
Sie als verdienter Mitarbeiter angesehen, so wird Ihr Arbeitgeber
bestrebt sein, Ihnen anderweitig eine adäquate Position anzubieten
oder Sie an ein anderes Unternehmen zu vermitteln. Sollte dies nicht
möglich sein, so können tatsächlich Motive wie Loyalität
und Dankbarkeit für die Überlegungen des Arbeitgebers ausschlaggebend
und Grund für die Bereitschaft zur Zahlung einer großzügig
bemessenen Abfindung sein.
Es ist zu erwarten, dass in derartigen Fällen die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber positiv verlaufen. Ist der Arbeitgeber bereit, eine großzügig bemessene Abfindung zu zahlen, wird es einfach sein, die gesetzten Ziele im Hinblick auf die Höhe der Abfindung und auch im Hinblick auf die sonstigen Beendigungskonditionen zu erreichen. Einen Arbeitgeber, der von sich aus uneingeschränkt zu einem Entgegenkommen bereit ist, muss man nicht zwingen, sich erkenntlich zu zeigen. - Jedes Unternehmen hat seine eigene Unternehmenskultur. Die Unternehmenskultur wirkt sich auch darauf aus, auf welche Art und Weise es sich eines Mitarbeiters in leitender Stellung entledigt. Je nachdem, wie die Trennung vollzogen wird, kann dies auf andere Führungskräfte und letztlich die gesamte Belegschaft motivierend oder abschreckend wirken. Generell haben Unternehmen ein Interesse daran, sich so von leitenden Mitarbeitern/Führungskräften zu trennen, dass derartige negative Auswirkungen vermieden werden. Es gilt diese Umstände bei den Verhandlungen über die Beendigung des Arbeitsverhältnisses auszunutzen.
- Nicht immer fühlen sich Arbeitgeber zu loyalem Verhalten und zur Dankbarkeit verpflichtet. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie mit den Leistungen ihrer Führungskraft nicht zufrieden sind oder wenn Gründe in der Person des Mitarbeiters aus Sicht des Arbeitgebers die Trennung unumgänglich machen (sog. "Nasenfaktor"). In Fällen, die so gelagert sind, liegt in der Regel kein Kündigungsgrund vor, der rechtlich Bestand hat. Hier muss ausgelotet werden, inwieweit man sich den Umstand zu Nutze machen kann, dass Arbeitgeber zwar nicht generell, aber doch sehr häufig die gerichtliche, öffentlich ausgetragene Auseinandersetzung mit einer Führungskraft scheuen. Sie müssen nämlich befürchten, durch einen Prozess entweder in die Schlagzeilen zu geraten oder dass hierdurch auf sonstige Weise negative Publicity entsteht. Der Arbeitgeber wird bestrebt sein, eine solche Entwicklung zu vermeiden. Aus diesem Grund wird er zu einem Entgegenkommen bereit sein.
- Leitende Angestellte haben in der Regel intimste Kenntnisse über Firmeninterna. Gelangen hierüber Informationen in die falschen Hände oder werden die Interna im Rahmen eines Gerichtsverfahrens publik, kann dem Unternehmen unter Umständen ein immenser Schaden entstehen. Dies gilt besonders dann, wenn "Leichen im Keller" verborgen sind. Auch diese Umstände kann man bei der Auseinandersetzung mit dem Arbeitgeber Gewinn bringend nutzen. Ihr Arbeitgeber ist gut beraten, sich Ihnen gegenüber großzügig zu zeigen und Ihnen weit entgegenzukommen. Fühlt eine Führungskraft sich nicht fair behandelt, könnte sie den unbedingten Drang verspüren, sich zu revanchieren. Der Arbeitgeber weiß das. Daher wird er alles tun, was den Mitarbeiter von einer eventuellen Revanche abhält. Um dies zu erreichen, wird er fair und großzügig sein. Soweit es um die besagten "Leichen im Keller" geht, mag es sich bei der Abfindung, die der Arbeitgeber dann zahlt, vielleicht auch um ein Schweigegeld handeln. Welche Chancen sich Ihnen hier bieten, für sich etwas herauszuholen, werden Sie selbst am besten beurteilen können.
- Aufgrund ihrer guten Kenntnisse über Firmeninterna und wegen des in vielen Jahren aufgebauten umfangreichen Beziehungsgeflechts sind Mitarbeiter in führenden Positionen für Konkurrenzunternehmen häufig von hohem Interesse und werden von ihnen als Arbeitskraft begehrt. Der Wechsel einer Führungskraft zur Konkurrenz kann für den bisherigen Arbeitgeber verheerende Folgen haben. Sollten auch Sie die Möglichkeit haben, zu einem Konkurrenzunternehmen zu wechseln, und würde Ihr Arbeitgeber hierdurch negative Auswirkungen zu befürchten haben, können Sie aus dieser Situation Ihren Vorteil ziehen. Ihrem Arbeitgeber wird sehr daran gelegen sein, Sie so zufrieden zustellen, dass Sie schon nicht den Wunsch verspüren, Ihr Know-how und Ihre Beziehungen der Konkurrenz anzudienen. Sollte Ihr Arbeitsvertrag ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot vorsehen, muss dies natürlich in die Überlegungen einbezogen werden.
Weitere Umstände, die im "Abfindungspoker" als Hebel eingesetzt werden können, sind im konkreten Einzelfall zu ermitteln. Welche Trümpfe Sie in Ihrem Fall in der Hand haben, muss sorgfältig eruiert werden. Sodann gilt es, eine Strategie zu entwickeln, wie die Trümpfe am besten ausgespielt werden können.
Konfrontation oder Kooperation: Sollten Sie, wenn
Ihr Arbeitgeber sich von Ihnen trennen will, eine Kündigung riskieren
und es auf einen Kündigungsschutzprozess ankommen lassen? Oder
verständigen Sie sich besser außergerichtlich mit Ihrem Arbeitgeber?
Welche Strategie ist am
besten?
Inhaltsübersicht: Kündigungsschutz für leitende Angestellte
- Tipps und Informationen - Übersicht
- Was tun, wenn Ihr Job als Führungskraft zur Disposition gestellt wird? Bleiben oder gehen?
- Was den "normalen" Kündigungsschutz vom Kündigungsschutz für leitende Angestellte unterscheidet
- Vorüberlegungen - würden Sie einen Kündigungsschutzprozess gewinnen?
- Geringere Anforderungen an das Vorliegen von Kündigungsgründen
- Verminderter Bestandschutz bei Arbeitsverhältnissen mit leitenden Angestellten
- Wer ist leitender Angestellter - rechtliche Voraussetzungen
- Was im Arbeitsvertrag steht, spielt keine Rolle
- Sind Sie zur selbstständigen Einstellung und Entlassung von Mitarbeitern befugt?
- Abfindungspoker: Wie erzielen Sie das bestmögliche Ergebnis?
- Konfrontation oder Kooperation: Welche Strategie ist zielführend?
- Psychologische Kriegsführung beim Abfindungspoker - Stolperfallen und Fehlerquellen
Ende des Kapitels: Kündigungsschutz für leitende Angestellte
Zuletzt aktualisiert August 2023
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